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Stillen - Nicht immer einfach

Meine Stillgeschichte


 

Kurz vorab:

Mittwochs früh, 7:10 Uhr. Die Fruchtblase ist geplatzt. Aufregung pur! Ist alles gepackt? Noch schnell Duschen. Die Stilltops müssen noch in den Koffer. Ab ins Auto, los geht's! Die Wehen werden stärker. Aua... Nach langem Veratmen kommt der Mann mit der PDA. Welch Segen!!! Die Schmerzen kommen wieder, die PDA wirkt nicht lange. Das Köpfchen dreht sich nicht richtig ins Becken. Erschöpfung, Fieber, Schüttelfrost. Dem Kind geht's gut, mir nicht. Kaiserschnitt. Scheiße! Tränen laufen. Mensch, ist das kalt im OP. Dann ist der kleine Mann da, wundervoll! Alles vergessen. Nur unser Mini ist wichtig. Schnell anlegen zum Stillen. 

 

 

Und so begann meine Stillgeschichte, mit vielen Höhen und Tiefen. 

 

 

Schon von Anfang an hatte ich meine Schwierigkeiten mit dem Stillen. Wie lege ich meinen Sohn an? Wie ist es am bequemsten für uns beide? Wo fange ich an? Stille ich beide Seiten? Hat er wirklich genug getrunken? Fragen über Fragen. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.", sagte mir die diensthabende Hebamme.


 

Immer und immer wieder half sie mir beim korrekten Anlegen. Doch ich hatte nicht nur ein Problem beim Anlegen. Ohne Stillhütchen ging gar nichts und der Milcheinschuss ließ auf sich warten. Mir wurde gesagt, dass es nach einem Kaiserschnitt länger dauert, bis die Milch einschießt. Also hieß es für mich, öfters Anlegen und alle zwei Stunden abpumpen. Ja alle zwei Stunden, auch nachts! Aber es wurde einfach nicht besser. Mein Sohn trank einfach nicht. Wieso soll man sich auch anstrengen wenn nix kommt. Beim Abpumpen kam auch nur seeeeehr wenig. Als mein Mini dann 3 Tage alt war, hörte er nachts nicht mehr auf zu weinen. Wieder kam eine Schwester. Sie schaute meinen Kleinen an und erkannte, dass er ausgetrocknet war. Ja klar, er hat ja auch nix trinken können. So bekam er am dritten Tag seine erste Flasche. 

 

 

Wenn die Milch nicht kommt und das Kind die Flasche braucht.

 

So stand also mein vorläufiger Tagesablauf fest. Stillen, Flasche geben, Abpumpen. Was ich dabei gefühlt habe? Ich hab mich schlecht gefühlt, schließlich konnte ich mein Kind nicht ernähren. Konnte seine Bedürfnisse nicht so stillen wie ich es mir gewünscht hatte. Ich hatte mich so sehr auf das Stillen gefreut und dann klappte es nicht so wie ich es mir wünschte. Das ständige Stillen und Abpumpen zehrte schnell an meinen Kräften. Ohne große Erfolgserlebnisse verging mir auch schnell die Lust am Abpumpen, aber ich hielt durch. Nach langen 9 Tagen kam endlich der ersehnte Milcheinschuss. Ich nenne ihn mal so, denn so wie bei anderen Frauen war es nicht. Keine heißen, prallen, schmerzende Brüste. Glück gehabt? Nun ja, wie man es nimmt. Ich hatte nun zwar mehr Milch, aber noch nicht genug. Nach jedem Stillen musste ich weiterhin die Flasche geben. 
Das alles war so zermürbend und ja, auch irgendwie erniedrigend. So saß ich also mehrmals am Tag (aber nicht mehr alle 2 Stunden) im Wohnzimmer und hörte dem pumpenden Geräusch der Milchpumpe zu. Jeder der diese Dinger schon mal genutzt hat weiß, dieses Geräusch ist schrecklich! Man sitzt da und weiß auf einmal ganz genau wie sich eine Milchkuh fühlen muss. Grausam... Aber, um dem Kind mehr Muttermilch geben zu können, habe ich weiter abgepumpt. Ich habe viel mit meiner lieben Hebamme über das Thema Stillen geredet und sie gab mir viele Tipps. Alles hab ich ausprobiert, um mehr Milch zu produzieren. Nichts hat geholfen. Es blieb wie es blieb und mit der Zeit erkannte ich auch einige Vorteile am Wechselspiel zwischen dem Stillen und der Gabe der Flasche.

 

 

Langsam freundete ich mich mit der Situation an.

 

Ich merkte schon recht schnell, dass ich nicht die klassische Still-Mama bin. Nicht nur weil ich mit der Flasche zu füttern musste. Ich fühlte mich zunehmend unwohl mit dem Thema Stillen. Lag es daran, dass es nicht so klappte? Lag es daran, dass mir ständig jemand sagt wie ich es machen soll? Lag es daran, dass ich mich nicht überall entblößen wollte? Ja, ich weiß, Stillen ist das normalste auf der Welt und man braucht sich nicht genieren. Tat ich aber doch! Ich wollte nicht überall meine Brust auspacken. Ich fühlte mich dann beobachtet. Es war und ist mein Körper und Stillen ist für mich sehr intim. Vor guten Freunden hatte ich nach ein paar Mal kein großes Problem mehr, mein Kind zu stillen. Bei meiner Familie ging es auch, obwohl ich mich auch dort manchmal unwohl fühlte. Aber in der Öffentlichkeit Stillte ich nur höchst ungerne. Ich sah immer zu, dass ich zum Stillen wieder zu Hause war. Das setzte einen Zeitmäßig enorm unter Druck. Da war die Flasche natürlich ideal. Auch Abends und nachts gab ich nur noch die Flasche. Anlegen stresste meinen Sohn und mich nur unnötig. Meine Hebamme unterstütze mich zu 100% in dieser Entscheidung und bewunderte mein Durchhaltevermögen. Immerhin blieb ich am Stillen und Abpumpen. Auch mein Mann unterstütze mich und fand es schön, dass er nun auch unseren Sohn füttern konnte. Manche Freunde fanden, dass ich zu schnell aufgegeben habe. "Je höher die Nachfrage ist, desto mehr Milch kommt.", habe ich oft hören müssen. Das mag bei Frauen mit normalen Milchmengen auch zutreffen, aber ich hatte nun mal keine normale Milchmenge. Ich hab mich auf den Kopf stellen können, es kam einfach nicht mehr Milch!

Als ich mich damit abgefunden hatte, ging es mir sehr viel besser. Ich hatte keinen inneren Druck mehr. Mein Kind wurde so gut gestillt, wie es nun mal ging. Den Rest bekam unser Mini eben über die Flasche. 

 

 

Stress raus genug Milch da!

 

Und siehe da, auf einmal hatte ich genug Milch und mein Sohn war nach dem Stillen satt. Wie kam es dazu? Lag es wirklich daran, dass ich nun mit der Situation im Reinen war? Oder hat sich das Hungerbedürfniss meines Sohnes verändert? Oder war für meinen Mini auf einmal alles andere interessanter als Essen? Mein Kind war nun knapp 5 Monate alt und hatte natürlich ein gesundes Interesse an seiner Umwelt aufgebaut. 

So stand also wieder eine Umstellung für mich an. Wieder fragte ich mich: "Ist er jetzt wirklich satt?"; "Hat er genug getrunken?"; "Nimmt er denn genug zu wenn er so "wenig" trinkt?". Fragen die eine Mutter echt quälen können. Hebamme und Kinderarzt waren zufrieden mit meinem Mini und meinten ich solle mich einfach darüber freuen. 

(Für alle die es interessiert, ich habe abends und nachts immer noch die Flache gegeben. Auch wenn nun vermeintlich genug Milch da war. Es war einfach der richtige Weg für mich!)

Also freute ich mich, dass es nun so gut klappte und war überzeugt, dass der Knoten geplatzt war. Ja , ja... man sollte sich nie zu früh freuen. Die Situation hielt nicht lange an und mein lieber kleiner Engel verweigerte die Brust total.

Mit total, meine ich total. Schon wenn ich mich bereit gemacht habe zum stillen begann er zu schreien wie am Spieß. War sie da, die Saugverwirrung? Nein, ich wage es zu bezweifeln, dass ein Kind nach 5 Monaten Stillen und Flasche eine Saugverwirrung bekommt. Wieder machte ich mir große Sorgen. "Wars das jetzt mit dem Stillen?"; "Wieso will mein Kind keine Muttermilch mehr?". Ich weiß nicht was mit ihm los war, aber auch diese Ablehnung meiner Brust ging vorbei. Zwei Tage hat es gedauert und er trank wieder an meiner Brust. Versteh einer mal die Kinder. 

 

 

Die schwere Zeit des Abstillens. 

 

Und dann war sie da, die Zeit des Abstillens. Ich war so froh, dass mein Sohn bei mir trank und nach dem Stillen keine Flasche mehr brauchte. Mein Alltag hatte sich gefunden. Ich wusste genau wann ich mich zurückziehen musste, um mein Kind zu füttern. Ich wusste genau, wenn er 30 Minuten getrunken hatte, war er satt. Ich wusste genau, wann welches Weinen auf zusätzlichen Hunger hindeutete. Ich war einfach zufrieden mit der Gesamtsituation. Uns ging es gut! Dann kam der Tag an dem mein Mini wieder nach dem Stillen die Flasche einforderte. Ok... ich kannte das Spiel, war ein wenig enttäuscht, aber konnte mich damit abfinden. Doch recht schnell wurde aus dem zufüttern mit der Flasche, ein zufüttern mit der Brust. Er trank immer weniger bei mir und mehr aus der Flasche. Er jammerte und weinte bei mir an der Brust. Hatte ich nun wieder weniger Milch? Was war los? Nach einer Woche entschied ich mich mal wieder meine Hebamme zu kontaktieren. Ich schilderte ihr die Situation und ihr war schnell klar, dass mein kleiner Mini im Begriff war sich abzustillen. Ganz wahr haben wollte ich das nicht. Er war doch noch so klein und brauchte das flüssige Gold von seiner Mama. Ich habe ihn weiterhin angelegt in der Hoffnung, dass er sich wieder fängt. Aber es wurde von mal zu mal schlimmer. 

Dann war er da. Der Tag an dem ich ihn das letzte mal gestillt habe. Ich war so traurig und habe beim Stillen weinen müssen. Verrückt, denn eigentlich würde es mein Leben ja wieder ein Stück weit erleichtern, mich unabhängiger machen. Ich gab meinem Sohn nach und handelte nach seinen Interessen. Für ihn war es das Beste, denn er konnte wieder ohne Stress seine Mahlzeit zu sich nehmen. 

Aber warum war ich nun so traurig? Nach ein paar Tagen war es mir dann klar. Mein Sohn hat sich ein Stück weit von mir abgenabelt. Er hat entschieden, dass er jetzt größer ist und unabhängiger, seine Mama ein wenig weniger braucht. Das war das Schlimme am Abstillen. Der erste Abnablungsprozess hatte stattgefunden! Mein kleines Baby, noch so klein und doch schon in der Lage selbst zu entscheiden was das Beste für ihn ist. Unglaublich was für Fähigkeiten die Kleinsten schon besitzen!

Da ich noch nicht ganz einsehen konnte, dass mein Kleiner nun auf die Muttermilch verzichten sollte, pumpte ich noch eine ganze Zeit lang weiter ab. So bekam mein Sohn Muttermilch bis er 8 Monate alt war. 

Ich weiß nicht ob ich bei einem zweiten Kind wieder so reagieren würde und so lange abpumpen würde. Sicher, auch für das Zweite würde ich nur das Beste wollen, aber Abpumpen ist sehr Zeit intensiv. Während dessen kann man nichts anderes tun. Ich werde es wohl auf mich zukommen lassen müssen. Aber ist es nicht oft so, dass beim Zweite eh alles anders ist? Vielleicht klappt ja dann das Stillen ohne Probleme. 

 

Wie war es denn bei euch so? Hattet ihr Probleme, oder lief alles wunderbar? Habt ihr Erfahrungen damit, ob es beim Zweiten wirklich anders läuft? Hinterlasst mir einen Kommentar und teilt eure mit. Ich freu mich von euch und eurer Stillgeschichte zu hören. 

 

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