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Eingewöhnung - Was kann ich als Mama/ Papa tun?

Herzlichen Glückwunsch erst einmal, ihr habt einen KiTa Platz ergattert! Dass das der Zeit nicht einfach ist, dürfte ja bekannt sein. Wenn nicht, dann lest euch meinen Artikel "Glückslotterie KiTa" durch. Dort wird schnell klar wieso es so schwierig ist einen KiTa Platz zu bekommen.

 

Aber ihr habt einen bekommen und jetzt startet eine sehr aufregende Zeit für euch und euer Kind. 

Warscheinlich geht ihr mit gemischten Gefühlen in die erste KiTa Zeit hinein. Ich tat es jedenfalls!

Mein kleines Baby, in fremden Händen, außerhalb meiner Kontrolle. Wird es ihm dort gut gehen? Wird er gesehen werden? Wird er wohl viel weinen? Das waren Fragen die mich beschäftigten. Und selbst wenn ich vom Fach bin, auf dieser Seite saß ich zuvor noch nicht und die Gedankenkirmes konnte ich nicht abschalten.

 

Was, wer, wie... Lest im Folgenden wie die Eingewöhnung im allgemeinen abläuft und was ihr tun könnt, um sie zu begünstigen.

 

 

Berliner Eingewöhnungsmodell

 

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit habt ihr diesen Begriff schon mal gehört, denn die aller meisten KiTas arbeiten nach diesem Modell. Tun sie es nicht, ist das Eingewöhnungsverfahren zumindest sehr ähnlich! 

 

 

Was ist das Berliner Eingewönungsmodell - kurz und knapp

 

Dieses Modell orientiert sich an den Bedürfnissen und Interessen des Kindes. Es geht sehr behutsam vor und hat eine Zeitlichen Aufwand von ca. 2 bis 4 Wochen. Eine genaue Zeitangabe kann niemand geben, denn es hängt vom Kind ab wie schnell es sich wohl fühlt, die Trennung akzeptiert und gelernt hat, dass die Bezugsperson immer wieder kommt. Es gibt Kinder die brauchen fast gar keine Eingwöhnungszeit. Es gibt Kinder die nach einer oder zwei Woche schon voll im KiTa Leben stecken. Aber eben auch solche, die sich schwer tun und mehrere Wochen brauchen.

Keine Sorge, auch eine lange Eingewöhnung ist vollkommen in Ordnung und kein Grund zur Sorge!

 

Wie ihr lest, kann niemand vorhersagen wie lange es dauern wird. Daher empfehle ich genug Zeit für die Eingewöhnung einzuplanen und sich zumindest 3 Wochen Urlaub zu nehmen. Eventuell ist es auch möglich sich die Eingewöhnung mit dem Partner zu teilen, so muss man sich nicht ganz so viel Urlaub nehmen.

 

 

Wer sollte das Kind bei der Eingewöhnung begleiten?

 

Die Eingewöhnung wird klassischerweise von der Mutter oder vom Vater begleitet.

Sollte dies nicht möglich sein, können dies auch Großeltern oder Personen übernehmen die das Kind sehr gut kennen und die auch das Kind mag und gut kennt. 

Wichtig dabei ist, dass die Person die das Kind begleitet, eine gute Bindung zu diesem hat. Das Kind muss sich voll und ganz auf diese Person verlassen können und Vertrauen haben! Nur so kann sich das Kind auf neue Situationen und neue Personen einlassen - mit der Sicherheit ihrer Bezugsperson im Hintergrund. 

 

 

Wie verläuft die Eingewöhnung?

 

Die Eingewöhnung ist durch 4 Phasen gekennzeichnet. 

 

1. Phase: Grundphase/ Kennenlernphase

2. Phase: Erster Trennungsversuch

3. Phase: Stabilisierungsphase

4. Phase: Schlussphase 

 

1. Phase : Grundphase/ Kennenlernphase 

Üblicherweise bleiben das Kind und dessen Bezugsperson die ersten Tage gemeinsam in der Gruppe und erleben das neue Kita Leben. Diese Anfangsphase ist oft nur Stundenweise.

Den wenigsten ist es bewusst, dass so eine Eingewöhnung für das Kind enorm anstrengend ist. All die neuen Eindrücke, die vielen Kinder, die Materialien, die Spielzeuge. Oftmals überfordert man die Kinder, wenn diese Anfangszeit zu lange dauert. Desshalb wundert euch nicht, wenn die Erzieher euch nicht den ganzen Tag in der KiTa verbringen lassen.

In ca 80 Prozent der Fälle höre ich von den Eltern, dass die Kinder nach der kurzen Zeit in der Kita so

erschöpft waren, dass sie sofort eingeschlafen sind. Kita ist anstrengend, denn Kita bedeutet permanentes Lernen! 

 

Diese Kennenlernphase ist hauptsächlich dazu da, dass das Kind vertrauen in die Umgebung und in den Bezugserzieher fassen kann. Aber auch dafür, dass der Erzieher das Kind und dessen Interessen kennen lernen kann. 

 

 

2. Phase: Erster Trennungsversuch

Wie der Name es schon sagt, versucht man hier die erste Trennung. Üblicherweise findet dies nach ca 3 bis 4 Tagen statt. Besonders wichtig ist hier die Verabschiedung. Geht niemals einfach so aus dem Gruppenraum, euer Kind muss wissen dass ihr geht! Wenn ihr einfach so aus der Gruppe geht und euer Kind euch plötzlich sucht, aber nicht findet, kann dies Rückschläge in der Eingewöhnung bedeuten. Zudem lernt das Kind auch nicht, dass ihr immer wieder kommt. Denn die Verbindung zwischen dem gehen und dem wiederkommen, kann nicht aufgebaut werden. 

 

Auch die Trennungen werden langsam und ganz an das Kind angepasst, gesteigert. Zunächst geht man nur einmal auf die Toilette, oder parkt das Auto um. Man ist eben innerhalb weniger Minuten wieder da. Klappt dies gut, werden die Trennungen erweitert. Dann geht man halt mal eben einkaufen - natürlich bleibt man in der Kita, damit man im Fall der Fälle schnell da ist. In der Regel bleibt man 3 bis 4 Tag, getrennt vom Kind in der Kita. Merken die Erzieher dass es gut klappt wird man nach Hause geschickt. Dennoch sollte man auch dann noch erreichbar und verfügbar sein. 

 

Langsames Aufstocken der Trennung bedeutet nicht, dass man kleinschrittig im Minuten tackt aufstockt. Es kann durchaus auch Stundenweise aufgestockt werden. Eben so wie es das Kind zulässt.

 

 

3. Phase: Stabilisierungsphase 

Diese Phase ist im Grunde genommen die Erweiterung der 2. Phase. Die Trennungsdauer wird aufgestockt. Das Kind lernt weitere Tagesabläufe der KiTa kennen, isst mit zu Mittag oder macht auch schon sein erstes Schläfchen.

 

 

4. Phase: Schlussphase
Die Bezugsperson verlässt die KiTa und kann nach Hause gehen. Die volle Stundenzahl ist erreicht und das Kind fühlt sich wohl. Rückschläge sind immer mal zu erwarten. Besonders bei Kindern, bei denen die Eingewöhnung sehr schnell ging. Ist alles erkundet und kennt man alles, ist die Spannung also vorerst weg, kann es durchaus passieren, dass das Heimweh aufkommt. Aus diesem Grund sollten die Eltern auch in dieser Phase erreichbar bleiben und im Notfall das Kind abholen kommen. 

 

 

Wie sollten sich die Begleitpersonen verhalten?
 

  • Im Hintergrund bleiben
    Die Erzieher müssen die Möglichkeit bekommen Kontakt zum Kind aufzunehmen. Verhaltet euch also möglichst passiv.

  • Interaktion mit dem Kind  nur wenn es dies einfordert
    Natürlich dürft ihr mit eurem Kind reden und es in den Arm nehmen, das sollt ihr sogar wenn das Kind dies einfordert.Weißt ihm aber auch den Weg und fordert es auf spielen zu gehen, Spielsachen zu entdecken. Fordert es auch auf Dinge der Erzieherin zu zeigen oder zu bringen. Zeigt eurem Kind damit, dass der Kontakt in Ordnung und sicher ist.

  • Lenkt euch ab
    Nehmt euch für die Zeit der Eingewöhnung ein Buch oder eine Zeitschrift mit. So macht ihr euch auch gleichzeitig uninteressant für euer Kind. Vergrabt euch aber nicht hinter dem Buch oder der Zeitschrift. Suchende Blickkontakte sollte ihr mitbekommen können. 

  • Verabschiedet euch immer
    Wie oben schon erwähnt, ist die Verabschiedung wichtig. Auch wenn ihr wisst das euer Kind weinen wird, sagt ihm Tschüss und geht erst dann. 

  • Kein eigenmächtiges Zurückkommen
    Auch wenn es schwer ist sein Kind weinen zu hören, vertraut auf die Erfahrung der Erzieher! Sie werden euch holen wenn das Kind nicht mehr ohne euch kann. Tränen gehören leider oft zu einer Eingewöhnung dazu und das nicht nur bei den Kindern.

  • Positiv bleiben
    Versucht in jeder Situation positiv zu bleiben. Negative Gefühle oder Unsicherheiten können sich auf das Kind übertragen.

  • Genießt die Zeit die ihr für euch habt

Wie verabschiede ich mich richtig? 

 

Abschied tut weh, das kennen wir aus den verschiedensten Erfahrungen. Auch Kindern tun Abschiede weh. Daher sollten wir es ihnen so einfach wie möglich machen. Folgende Tipps können helfen:

 

  • Verabschiedet euch
    Geht niemals heimlich aus dem Raum! Euer Kind muss wissen wenn ihr geht, damit es sich mit dieser Situation auseinander setzen kann.
  • Seit konsequent aber liebevoll
    Sagt klar und deutlich dass ihr geht und vorallem dass ihr euer Kind wieder abholt!
    "Tschüss mein Schatz, ich gehe jetzt! Ich komme dich gleich wieder abholen!"
  • Geht nach der Verabschiedung 
    Habt keine Angst vor Tränen, die Erzieher kümmern sich um euer Kind! Geht also nach der Verabschiedung, auch wenn euer Kind euch nicht gehen lassen möchte. Lange Abschiede machen die Situation oft nur schlimmer!

 

 

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig helfen und euch Unsicherheiten, die die neue Situation mitbringt nehmen! Ich wünsch euch eine ganz tolle Zeit und eine schöne Eingewöhnung. Abschließend möchte ich euch noch sagen, dass die Zeit der Eingewöhnung nicht nur für Kinder schwer sein kann. Auch für den eingewöhnenden Elternteil kann es eine sehr belastende Situation werden. Redet mit den Bezugserziehern eurer Kinder darüber. Sagt ihnen wie ihr euch fühlt. Erzieher sind nicht nur fürs Kind da! Ihr wollt das Kind gemeinsam an die Kita gewöhnen, dazu gehört eben auch ein vertrauensvoller Umgang zwischen Eltern und Erzieher! 

 

Wenn ihr Ergänzungen habt, oder erzählen wollt wie eure Eingewöhnung verlaufen ist, dann hinterlasst mir und den anderen Lesern doch einen Kommentar. Ich freu mich drauf!

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