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Durchschlafen - Wie und wann?


Es ist die Frage schlecht hin. Lernt man neue Mamas kennen oder sieht man sich nach langer Zeit wieder, ist immer eine der ersten Fragen: "Und schläft dein Kind jetzt durch?". Immer in der Hoffnung das die Frage verneint wird, denn das eigene bezaubernde Wesen schläft ja auch noch nicht durch. 

Es gibt einige wenige Exemplare die schon von Geburt an durchschlafen. Ein Segen für die Eltern, aber auch belastend. Denn diese Fragen sich ebenso ob das normal ist. Also egal wie, Mamas und Papas stellen sich immer die Frage ob das Kind der Norm entspricht und vor allem sehnen sie den Tag herbei an dem das Kind endlich durchschäft! 

Weil das Thema Durchschlafen ein sehr belastendes Thema sein kann, gibt es unzählige Methoden damit das Kind das Ein- und vor allem Durchschlafen lernen kann. Am bekanntesten ist wohl das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" von Anette Kast- Zahn und Dr. Med Hartmut Morgenroth. Es war noch während meiner ersten Berufsjahre als ich das erste mal von diesem Buch hörte. Schon da schüttelte ich schon den Kopf. Zentraler Inhaltspunkt des Buches ist, dass das Kind durch kontrolliertes weinen lassen, lernen soll alleine einzuschlafen. Das hat dann zur Folge, dass es auch nachts keine behütende Hand von Mama oder Papa zum einschlafen braucht. Ehrlich, es hört sich für mich so an wie die Methoden von vor 50 Jahren.


Lass das Kind weinen, es wird schon lernen sich selbst zu beruhigen. Damals konnte ich überhaupt nicht verstehen wieso sich dieses Buch so gut verkauft. Es ist für mich eher eine Kinderquälerei und hat wenig mit einem liebevollen und behütenden Übergang in die Nachtruhe zu tun. 

Jetzt, da ich selber Mutter eines nun 1,8 Jahre alten Kindes bin (welches auch noch nicht durchschläft) kann ich es verstehen. Ich heiße dieses Buch und die darin angepriesenen Methoden immer noch nicht für gut, aber ich verstehe Eltern die dieses Buch austesten. Nach einer Weile ist man an der Grenze seiner Belastbarkeit angekommen. Schlafmangel ist Folter! Besonders in den ersten Monaten fordert das Kind einem sehr viel ab. Stündliches aufstehen, füttern, kuscheln, gut zureden, umherlaufen, ist anstrengend und wird ohne Schlaf nicht besser. Da greift man irgendwann nach jedem Strohalm. 

 

Aber wieso wachen Babys eigentlich nachts auf?

 

Kleinkinder und vor allem Babys wachen immer wieder auf, weil sie sich rückversichern müssen das alles in Ordnung ist. Das sie in Sicherheit sind. Das sie nicht alleine sind. Man stelle sich vor man liegt im wohlig warmen Arm seiner Mutter und wird sanft in den Schlaf gewogen. Alles ist perfekt, Mama ist da, es ist warm, man ist satt, es riecht vertraut. In den meisten Fällen ist das Zimmer in ein sanftes Licht getaucht und eine behutsame Bewegung signalisiert immer wieder "Ich bin nicht allein". Man kann zufrieden einschlafen. Aber was dann passiert ist zurecht beängstigend. Man wacht auf, alles ist dunkel, der Duft von Mama ist nicht mehr, oder nur kaum wahrzunehmen. Mama ist weg, ich bin allein! Sofort schaltet das Gehirn in den Gefahrenmodus um und das Kind beginnt zu weinen. 
Interessanter Weise wachen auch wir Erwachsene mehrmals die Nacht auf. Doch wir schlafen meist sofort wieder ein und erinnern uns nicht mehr daran. Wir haben eben schon gelernt, dass alles in Ordnung ist und wir uns sicher fühlen können. Babys müssen diesen Prozess erst noch begehen und leider lernen Babys und Kleinkinder am besten durch stetige Wiederholung. Das bedeutet nicht das Kinder die mit 2 Jahren immer noch nicht durchschlafen langsame Lerner sind.  Es gibt unzählige Gründe weshalb ein Kind nachts wach wird und nicht mehr alleine einschlafen will oder kann:

  • es hat Hunger
  • ihm ist kalt oder warm
  • die Windel ist voll
  • es liegt unbequem
  • es vermisst die Nähe der Eltern
  • es ist zu dunkel oder zu hell
  • es hat schmerzen
  • es ist krank
  • es bekommt Zähne
  • uvm

Es muss also nicht immer Angst oder eine Rückversicherung hinter dem Aufwachen liegen. 

Weiterhin sagt die Wissenschaft das ein Kind bereits nach 6 Stunden Schlaf durch geschlafen hat. Ich für meinen Teil sage das mein Kind durch geschlafen hat, wenn ich nachts nicht von ihm geweckt wurde. 

 

 

Was finde ich nun an dem oben genannten Buch und dessen Methoden nicht gut?

 

Die Methode das Kind kontrolliert weinen zu lassen funktioniert, keine Frage! Das ist mit ein Grund weshalb sich das Buch so gut verkauft. Aber man sollte sich mal fragen weshalb es funktioniert. Das Kind lernt nicht etwa selbst einzuschlafen oder durchzuschlafen. Es resigniert ganz einfach. Ja man kann sagen es hat gelernt, dass wenn es weint, eh keiner kommt. Also kann es sich seine Kräft sparen und wieder einschlafen. Die Eltern sind am Ziel angekommen, das Kind schläft alleine ein und es schläft durch.

Wie sich das Kind dabei fühlen muss? Alleine gelassen! Seine Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen! Es ist Machtlos! Die Folge kann sein, dass sich das Urvertrauen nicht richtig entwickelt. Das Urvertrauen bezeichnet das grundsätzliche Vertauen des Menschen. Dieses wird von Geburt stetig weiter ausgebildet und prägt den Charakter maßgeblich. Ein starkes Urvertrauen ist die Grundlage für das Vertrauen in sich und in andere. 

 

Was kann ich also tun, damit mein Kind selbst einschläft und/ oder durchschläft? Oder zumindest besser schläft?

 

Mir wurde immer gesagt "Geh an die frische Luft! Viel Bewegung im Freien macht müde, dann schläft dein Kind schon durch!". Pustekuchen! Den ganzen Tag draußen gewesen, nur von A nach B gelaufen und das Kind schläft trotzdem nicht durch! Ich denke den Wunsch das Kind müde zu spielen, können wir Eltern uns abschminken. Irgendwoher holen sie immer Energie, um weiter zu machen. 

Ich bin der Meinung, dass die Zeit des durchschlafens kommen wird. Wann? Wenn die Zeit reif dafür ist! Ich denke, dass die kindliche Seele und der Körper irgendwann reif genug sind, um selbst zu entscheiden "Ja, jetzt bin ich soweit das ich durch schlafen kann!".

 

Das Einschlafen kann man allerdings schon mit einfachen Tricks erleichtern. 

 

Das zu Bett bringen und das Einschlafen sind Übergänge die man gestallten kann und gestallten sollte. Vieles macht man instinktiv und meistens reicht das auch schon. Aber es gibt Kinder die mit den diversen Übergängen Probleme haben. Der Übergang in die Nachtruhe ist dabei meist der schwerste, denn diese birgt für das Kind viel Ungewissheit und viele Ängste. Helft eurem Kind diesen Übergang sicher und mit einem guten Gefühl zu meistern. Dann wird das Einschlafen auch nicht von weinen begleitet. 

Das wichtigste zu Erst:

 

  • Ruhe bewahren und positiv bleiben
    Wenn ihr als Eltern ruhig und zuversichtlich seit, wird sich die positive Grundstimmung auf euer Kind übertragen. Das nimmt viel Stress aus der Situation.
        
  • Führt Rituale ein
    Rituale sollten IMMER gleich ablaufen. Rituale verschaffen dem Kind Sicherheit, es weis genau was kommt und kann sich darauf einstellen. Man sollte diese Rituale in der Reihenfolge und im Ablauf nicht verändern, denn das kann schon Ungewissheit für das Kind bedeuten. Ich gehe da so weit, dass ich immer die selben Sätze verwende!
    Rituale können sein:
    • eine Gute Nacht Geschichte
    • ein Gebet
    • ein Lied oder das Abspielen einer Spieluhr
    • ein Fingerspiel
    • eine Massage auf dem Wickeltisch
    • das Anziehen des Schlafanzugs, sowie die Abendwäsche gehören im übrigen auch dazu
    • Kuschel uvm.
  • Dimmt das Licht und verwendet keine blauen Lichtquellen
    Um müde zu werden und einschlafen zu können braucht der Körper das Hormon Melatonin. Dieses wird nicht oder nur vermindert ausgeschüttet, wenn man von blauen Licht umhüllt ist. Hier eignet sich die Lichtfarbe Rot viel besser. 
  • Ein Bad vor dem Schlafen macht müde

  • Legt euer Kind immer zur selben Uhrzeit ins Bett
    Achtet dabei darauf, dass euer Kind nicht bereits übermüdet ist. Sonst wird unnötig schwierig
  • Achtet auf eine leise Umgebung

  • Lasst das Kind ab besten immer im Bett einschlafen
    Weinende Kinder müssen aber auf dem Arm beruhigt werden!
  • Lasst das Kind immer im eigenen Bett schlafen
    So muss sich das Kind später nicht umgewöhnen. Wer sein Kind dennoch ganz nah bei sich haben will, sollte ein Beistellbett benutzen. So ist es nah bei einem und jeder hat sein eigenes Bett. 
       
  • Macht auch Nachts kein Licht an

  • Verzichtet auf euer Handy
    Jede Lichtquelle, vor allem wenn sie mal heller und mal dunkler wird, ist interessant für Kinder und lenken sie ab. Vor allem wissen sie ganz genau das ihr mit dem, für sie so interessanten Handy zu Gange seit.
     
  • Legt Nachts die Hand auf den Rücken oder Bauch eures Kindes wenn es wach wird
    Das vermittelt ihm Sicherheit und zeigt ihm, dass es nicht alleine ist
  • Nicht jedes Baby stört sich an einer vollen Windel
    Probiert aus ob es wirklich gewickelt werden muss. Meinen Sohn störte mehr das Wickeln als die volle Windel. Nach dem Wickeln war er oft eine Stunde lang wach.
  • Tut so als ob ihr selber schlaft
    Gleichmäßiges Ein- und Ausatmen und am besten keine Gedanken im Kopf helfen ebenfalls. Ich kann es mir nicht erklären, aber Kinder spüren die Unruhe die in einem wächst, wenn das Kind einfach nicht einschlafen will. Werdet ihr langsam unruhig und wollt eigentlich einfach nur selber wieder schlafen, singt immer wieder ein Schlaflied in eurem Kopf. Das bringt euch wieder runter!
  • Freut euch über monotone Töne
    Wenn Kinder immer wieder einen monotonen Ton wiederholen ist das meistens ein gutes Zeichen. Bleibt ruhig und lasst euer Kind nur tönen. Es wird nicht mehr lange dauern und das Kind schläft.

 

Das sind nur ein paar, wie ich finde hilfreiche Tipps die einem das Schlafenlegen erleichtern können.

Denkt dran, besonders die kleinen Babys brauchen unbedingt die enge und intensive körperliche Berührung. Wendet das oben genannte also bitte nicht bei Neugeborenen an. Ich selbst habe erst damit begonnen als mein Sohn ca. 3 oder 4 Monate alt war. Natürlich sehr behutsam und nicht direkt alles auf einmal. Wie ich meinem Sohn beigebracht habe, alleine in seinem Bett einzuschlafen, lest ihr in einem anderen Artikel (der folgt in kürze).

Vergesst bitte auch nicht, ihr solltet die Rituale die ihr anwendet auf euer Kind abstimmen. Das bedeutet, dass nicht jedes Ritual für jedes Kind gleich gut ist. Ist für den Einen das Lesen einer Geschichte ideal, so ist es für den anderen vielleicht eher das einfache Kuscheln, was ihm den Übergang in die Nachtruhe leichter macht. Zudem sollte euch bewusst sein, dass sich die Rituale mit zunehmenden Alter verändern können. So wird aus einem Kuschelkind mit zunehmenden Alter vielleicht doch ein Kind, was eine Gute Nacht Geschichte hören möchte. Bleibt also flexibel und reflektiert eure abendliche Routine von Zeit zu Zeit.

 

Zu guter Letzt:

Verliert nicht die Geduld, es wird der Tag kommen an dem unsere süßen Zuckermäuler endlich durchschlafen! 

 

 

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